Es sind aufwühlende Zeiten in Europa, und – was noch zur Jahrtausendwende undenkbar erschien – Religion und religiöse Einstellungen spielen wieder eine tragende Rolle. Und anstatt das Gemeinsame zu sehen, bestimmt das Trennende zwischen Judentum, Christentum und dem Islam die öffentlichen Diskussionen in der Politik, den Medien, an den Arbeitsplätzen, auf den Schulhöfen und an den Stammtischen.
Woran es fehlt, ist das Wissen der Menschen über das jeweils „andere“ bzw. „die anderen“. Um Hintergründiges über den Islam und den Islamismus zu erfahren, haben wir als Lions-Club Berlin-Brandenburger Tor aus Anlass unseres „Geburtstages“, den wir alljährlich am historischen Datum des 9. November feiern können, Ahmad Mansour (Bild: MIND Prevention) eingeladen.
Mansour gab einen breiten und erhellenden Überblick über die Situation, die Motive und die Andockpunkte von Jugendlichen in Deutschland, die sich dem Islamismus öffneten. Die „Generation Allah“ – so bezeichnete er die rund 12.000 Köpfe zählende problematische Gruppe – habe ein Islamverständnis, das die Moderne grundsätzlich ablehne und einen Geltungsanspruch allein für den Koran und den Propheten Mohammed zulasse. Mansour beklagte, dass die Gesellschaft derzeit keine Strategie habe, die jugendlichen Labilen anzusprechen und „mitzunehmen“. Er empfahl, patriarchale Strukturen in den Familien aufzubrechen, zumindest den Versuch zu wagen und „Gegennarrative“ zu schaffen.
Die anschließende lebhafte, engagierte und ausgedehnte Diskussion zeigte, dass Mansour den Finger in die „richtige Wunde“ gelegt hatte. Das Thema werden wir sicher an der einen oder anderen Stelle noch einmal aufnehmen.